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Category: Blog

Staubwolke am Türkenloch

Staubwolke am Türkenloch

Ende April bin ich in Wien gewesen und habe meiner bezaubernden Freundin Nina geholfen, ihren nur annähernd so bezaubernden Kundinnen tolle Mode zu präsentieren. Außerdem bin ich mit De Rosa ein paar Pässe gefahren. Der bei weitem faszinierendste war das Türkenloch. Zunächst fuhr ich von Furth an der Triesting aus leicht bergan auf gut asphaltierter Straße den Steinwandgraben entlang. Ein schöner Auftakt in einem idyllischen Tal. Noch bevor es richtig in den Berg ging, kam ich an eine Gabelung. Kein Schild sagte mir wo lang, nur die Perspektive war klar: Links auf den Schotterweg oder rechts auf den Schotterweg. Links sah aussichtsreicher aus und so nahm ich den Pass in Angriff. Anfangs erleichterten mir Überreste einer historischen Asphaltdecke den Anstieg, später waren auch diese Reste nicht mehr vorhanden. Im Wiegetritt verlor ich die Bodenhaftung, zum Sitzen war das Türkenloch eigentlich zu steil. Eine leichte Staubwolke saß mir im Nacken und ließ sich nicht abhängen. Ich gab alles auf diesem Pass, der mir wie aus der Radsportgeschichte geschnitzt erschien. Allmählich fand ich meinen Rhythmus: Wenig Steinchen auf dem Weg – vorsichtiger Wiegetritt; viel Steinchchen und felsiger Untergrund auf dem Weg – vorsichtiges Fahren im Sitzen. Meine Oberschenkel jubelten vor Schmerzen. Als hinter einer Kehre die asphaltierte Straße wieder begann, hatte ich im Kopf längst gewonnen: Weder Coppi noch Merckx hatten kontern können!

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Auf einem blauen Elefanten

Auf einem blauen Elefanten

Christoph D. Brumme, Schriftsteller aus Berlin, fuhr 8353 Kilometer mit dem Fahrrad von Berlin nach Saratov an die Wolga. Und zurück. Unterwegs sprach er seine Gedanken und Erlebnisse in ein Diktaphon. Zuhause fasste er sie zu einem Buch zusammen. <img src=“http://radwanderer.blogsport.de/images/thumb-brumme_rad_sch.jpg“ alt=““ /> Seine Tour führte Christoph D. Brumme durch Polen, die Ukraine und Russland. Länder, vor denen ihn Freunde wiederholt gewarnt hatten. Ich habe mir vor meiner Radtour durch Rumänien ähnliches anhören müssen: „Das ist doch total gefährlich, am Ende landest du noch tot im Straßengraben.“ Ich bin damals tatsächlich im Straßengraben gelandet, allerdings nur für eine Nacht. Christoph D. Brummes Tagesetappen enden meist in idyllischer Natur in seinem Zelt, wo er die Begegnungen des Tages Revue passieren lässt. Schon bald genießt er sein freies Leben: „Ich verstehe die Russen immer besser, die sagen: Wir leben im freieren Land, wir können überall ein Feuer machen und Schaschlik braten. Die Natur gehört uns.“ Trotzdem muss sich der deutsche Autor immer wieder wehren: Gegen Einladungen, die nach Geschmack der Gastgeber mit einem mehrtägigen Aufenthalt verbunden werden sollten. Oder gegen Lunchpakete, die seine Packtaschen nicht fassen konnten. Und natürlich gegen das alltägliche Angebot an Wodka. Aber so richtig mitgerissen hat mich Christoph Brummes Reiseroman dann ab dieser Passage: „Die Bushaltestellen in der Ukraine sind etwas Besonderes. Sie werden zwar meist aus standardisierten Betonplatten zusammengesetzt, ihre Oberflächen aber mit farbigen Steinen, mit großflächigen Mosaiken, beklebt.“ Ich bin ein großer Freund von Bushaltestellen oder wie man in Hessen sagt, Buswartestellen. Und eigentlich dachte ich, der Einzige! Auf vielen Radtouren haben sie mir Unterkunft gewährt, mich vor den Unbillen des Wetters bewahrt und waren mir so manches Mal wie ein zweites Zuhause. Irgendwann habe ich dann angefangen sie zu sammeln. Wie dieses feine Exemplar aus Knezmost, Tschechien: Es zeichnet sich zwar nicht durch ein großflächiges Mosaik aus, aber seine zartblaue Farbgebung und die feinen Rundungen haben mich schon von weitem überzeugt. Doch auch in Tschechien arbeitete man mit Mosaiken. Wie hier in Domoslavice: Die ukrainische Entsprechung scheint aber doch noch etwas eindrucksvoller in der Landschaft herum zu stehen. Zum Beispiel „Die Bushaltestelle bei Archangelskoje: In keinem guten Zustand, aber architektonisch erstaunlich, mit einem Raum für den Fahrkartenverkäufer. Über der Klappe und dem Fenster schweben drei Mosaik-Schwäne, darunter rasen drei schnittige Mosaik-Autos. Die Fahrer, geduckt und der Kurve angepasst, scheinen sich ein Wettrennen zu liefern. Sehr subversiv, dieses Motiv, für die sovjetische Zeit, ein Ruch dekadenter Bürgerlichkeit ist nicht zu verkennen.“ Und weiter begeistert sich der Berliner Autor: „7.46 Uhr schon ein Morgengruß, ein blauer Palast mit Pfau, Fisch und Schafsbock. 8.01 Uhr, in Tschotorisk, zeigt die gesamte Mosaikfläche galoppierende Wildschweine, der Eber voran, die Bache beschützt die Frischlinge. 8.23 Uhr, in Novosilki (keine Häuser, nur Kiefernwald), warten steinerne Damen anmutig auf Fahrgäste, die nicht kommen werden. 8.47 Uhr, in Kamjanucha, expressionistische Vielfalt, geometrische Formen, hier dreht sich die Fläche in sich selbst. 9.34 Uhr, in Serevynivka, wieder vor Kiefern und Birken, ein Mosaik mit Eule, Uhu und zwei Schwänen, in blassem Blau.“ Ich glaube ich muss dringend in die Ukraine bevor JCDecaux diese Schmuckstücke durch Einheitskisten ersetzt! Wobei ich es auch manchmal etwas schlichter mag: Ein unterhaltsames Buch, das mir zwei Dinge wieder einmal vor Augen führte: 1. Meine nächste Fernradtour führt durch Russland und/oder die Ukraine. und 2. „Das Radfahren ist die erste Tätigkeit in meinem Leben, die ich ohne Zweifel als sinnvoll empfinde.“ <a href=“http://www.honigdachs.com/2010/02/28/diashow1/“>Christoph Brummes Blog (Mosaike ohne Ende)</a> <a href=“http://www.christophbrumme.de/“>Seine Website</a>